Anteaters Against Vergessen

Der 10. Oktober als Feiertag und Überbleibsel der “Kärntner Volksabstimmung” von 1920 verfolgt den noch immer hochgehaltenen Mythos von einer slowenischen Bedrohung in Kärnten/Koroška. Dieses – auch als „Kärntner Urangst“ bezeichnete – gesellschaftliche Trauma wird von heimatverbundenen Vereinen (Kärntner Abwehrkämpferbund, Kärntner Heimatdienst usw.) und der heimischen Politik nach wie vor instrumentalisiert, um ein deutsches Kärnten zu propagieren und klar ausländer_innenfeindliche und rassistische Politik zu betreiben.

Dies geschieht gerne im Rahmen ideologisch inszenierter Gedenkfeiern zum 10. Oktober, die uns – angesichts der Misstände der bisherigen geschichtspolitischen Thematisierung des Konfliktes zwischen Kärnten/Koroška, Slowenien und der slowenischsprachigen Minderheit – immer wieder besonders deutlich machen, wie notwendig es ist, mit Nachdruck eine reflektierte Geschichtsaufarbeitung in Kärnten/Koroška zu fordern. Während in den lokalen Volkschulen für den 10. Oktober Kärnten-Fahnen gemalt werden und die Heimatliebe künstlich hochstilisiert wird, werden im Unterricht weder die für das Abstimmungsergebnis mitentscheidenden sozioökonomischen Umstände in Österreich, noch die Geschichte der Kärntner Slowen_innen thematisiert. Diese unreflektierte schulische Erziehung, plus der über Generationen resistente und verbitterte Hass des um 1920 an den kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligten oder darunter gelittenen Personenkreises sind ein fruchtbarer Nährboden für die fremdenfeindliche, slowenophobe und deutschnationale Saat, die rechtpopulistische Parteien auf uns streuen.

Doch auch über die jährlichen im Namen des 10.Oktober abgehaltenen Feierlichkeiten hinaus, zieht sich die Diskriminierung der Kärntner Slowen_innen wie ein roter Faden durch die Geschichte – was nicht zuletzt im langwierigen Kärntner Ortstafelstreit deutlich wird. Viel radikaler äußerte sich diese Diskreditierung in der Verfolgung und Deportation der Kärntner Slowen_innen im 2.Weltkrieg sowie in der Verschmähung des antifaschistischen Widerstands der Kärntner Partisan_innen. Dieser bedarf Anerkennung und Aufarbeitung, eine unreflektierte Heroisierung von Partisan_innen und des autoritär-kommunistischen Staates Jugoslawien liegt uns jedoch fern.

Viel mehr wollen wir jeglicher Art von Rassismus, Nationalismus und Auseinanderdifferenzierung von Menschen entgegentreten. Dabei sind wir uns dessen bewusst, dass die Wurzeln dieser Entsolidarisierung in gesellschaftlichen Strukturen liegen. Die Herabsetzung des „Anderen“ als minderwertig spiegelt auch die eigene Angst wider, selbst einmal nicht den Anforderungen eines Systems zu entsprechen, das vorwiegend auf Konkurrenz und Wettbewerb basiert. Es bedarf einer Reflexion und Überwindung gesellschaftlicher Verhältnisse, in denen Abgrenzung und Diskriminierung gestärkt werden. Wir lehnen die Vorstellung eines kulturalistisch konstruierten „Staatsvolkes“ ebenso entschieden ab wie die Vorstellung von verschiedenen „Rassen“ von Menschen.

Wir wollen eine wahrheitsgetreue Übermittlung der Kärntner Geschichte vorantreiben und versuchen mit unseren Veranstaltungen uns von der nostalgietriefenden und ideologisierten Geschichtsaufarbeitung beider Seiten zu emanzipieren.

Am 25. Oktober laden die Anteaters Against + Container 25 deswegen zum Erinnerungskino. Gezeigt wird das Dokumentarfilmprojekt “Der Graben / Grapa”. (https://www.facebook.com/events/514706088738300/) Zeitzeug_innen aus der slowenischen und der deutsch-kärntnerischen Volksgruppe erzählen im Film von ihren Erlebnissen vor und im 2. Weltkrieg. Enkel, Nachbarn und Freund_innen spielen die erzählten Geschichten in Filmszenen nach. Im Anschluss an die Dokumentation wird es ein Gespräch mit der Regisseurin Birgit Sommer und dem Aufnahmeleiter der Dokumentation Zdravko Haderlap geben. Mit Veranstaltungen wie diesen wollen wir erneut unserer Forderung nach einer seriösen und reflektierten Geschichtsaufarbeitung in Kärnten/Koroška Nachdruck verleihen.

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Anteaters