DRECK von Robert Schneider. Gastspiel der KiB Bleiburg/Pliberk

20.10.2018

Dreck
Monolog über die Angst vor dem Fremden
Von Robert Schneider, 1991

Ein Gasthaus. Ein Mann betritt den Raum. Er fängt an zu reden, vorzulesen und zu erzählen. Von Sad, einem Rosenverkäufer, der in den Nächten von Gasthaus zu Gasthaus fährt, um seine Rosen anzubieten. Auf diese Weise lernt er das Leben in Österreich kennen, die Menschen, die Männer und die Frauen in den Gasthäusern, ihre Blicke, ihre Gesten.
Der Erzähler wendet sich an die Zuhörer. Der Text berichtet in radikaler Offenheit davon, wie er lebt, was er erlebt und empfindet. Robert Schneider hat die Geschichte von Sad aufgeschrieben, als er eine Zeit lang in Wien lebte und ihn dort kennenlernte. Sad hat ihm von seinem Leben in seiner Heimat erzählt, von seinen Erinnerungen, seinen Träumen und Hoffnungen. Und von seinem Leben hier bei uns. Als Ausländer, Araber, der Rosen verkauft, um sein Studium zu finanzieren.
Im Laufe des Erzählens verschwimmen die Grenzen zwischen dem Erzähler und dem Rosenverkäufer. Immer öfter taucht der Erzähler aus der Distanz des Vorlesens in die Empfindungen des Erzählens ein. Als ob Sad selbst aus ihm spricht. Denn es ist unmöglich, diese Geschichte aus der Distanz eines Vorlesers zu erzählen. Sie zwingt uns ihre Nähe auf, geht unter die Haut, wo die Erinnerungen abgespeichert sind.

Das 1991 noch vor Erscheinen seines Erfolgsromans »Schlafes Bruder« entstandene Theaterstück lässt uns staunen und frösteln. Bis heute hat es nichts von seiner Kraft verloren, im Gegenteil. Im Lichte gegenwärtiger gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen erscheint es dringender denn je, die Perspektive des Fremden zu hören und zu verstehen. Vor allem, weil wir alle fremd sind in der Fremde.

Darsteller Reinhard Wulz
Konzept und Regie Michael Stöckl
Schauspieltraining Stephan Wapenhans

Robert Schneider, geboren 1961 in Bregenz, publizierte sechs Romane, eine Novelle, einige Theaterstücke und zwei Lyrikbände. In seinen Texten verwendet er entweder eine musikalische Kunstsprache (Schlafes Bruder, Die Luftgängerin, …), oder aber einen knappen, fast stenographischen Schreibstil, wie auch in seinem erfolgreichen Theaterstück »Dreck«.
Seinen Durchbruch und größten Erfolg erzielte er mit dem Roman »Schlafes Bruder«, der 1992 erschien. Die international erfolgreiche Erzählung über einen jungen Musiker, der sich durch Schlafentzug das Leben nimmt, wurde in über dreißig Sprachen übersetzt und diente als Vorlage für Oper, Film und Ballett. „Dreck“ ist 1993 im Reclam Verlag Leipzig erschienen, die Uraufführung fand am Thalia Theater Hamburg statt, er erhielt dafür den Preis der Potsdamer Theatertage. Heute widmet sich Robert Schneider vorwiegend dem Dokumentarfilm.

Eintritt: € 15,–
Reservierungen und Infos unter 0650/8888340.